Gesundheitsversorgung

Die medizinische Betreuung der Bewohner:innen von ANKER-Zentren wird ebenfalls durch das Sachleistungsprinzip geregelt. Eine freie Arztwahl ist nicht möglich. In unregelmäßigen Abständen bieten Allgemein- und Fachärzt:innen Sprechstunden an. Wenn Bewohner:innen für langwierigere oder intensivere Behandlungen an eine externe ärztliche Versorgung verwiesen werden, ist ein Krankenschein notwendig, der erst beim Sozialamt beantragt werden muss. Und das Sozialamt versucht natürlich Kosten zu sparen. Auch bei Notfallbehandlungen – das führt dazu, dass in den Lagern sogar in akuten Notfällen oft (zu) lange gezögert wird, um einen Krankenwagen oder Rettungsdienst zu verständigen.

Die Ärzt:innen, die Sprechstunden in den Lagern anbieten, beklagen zudem die schwierige Kommunikation aufgrund der Sprachbarrieren. Denn sie sprechen die Sprachen der Bewohner:innen meist nicht und bei den Untersuchungen sind üblicherweise keine Personen dabei, die übersetzen könnten – dadurch ist es kompliziert, Erkrankungen und Beschwerden überhaupt zu erkennen und somit auch schwierig, sie adäquat und schnell zu behandeln.

Das System der ANKER-Zentren gefährdet nicht nur die Gesundheit der Geflüchteten, das System macht es Geflüchteten auch nahezu unmöglich, zuverlässige Gutachten oder Atteste über Erkrankungen zu bekommen, die sie für ihr Asylverfahren benötigen.

Blessing, 25, Nigeria, ein Jahr und neun Monate mit ihrem Sohn (1,5) in Manching/Ingolstadt:
Ich erinnere mich, als ich einmal krank war, habe ich meine Freundin gebeten, zum Personal zu gehen, damit sie mir einen Krankenwagen rufen. Sie haben nicht angerufen, sie haben mich einfach alleine gelassen. Wenn ich gestorben wäre, wäre ich einfach weg gewesen, niemand hätte nach mir gefragt, niemand hätte für mich gekämpft, niemand hätte gewusst, was passiert war. Das ist sehr schlimm, es ist doch einfach die Pflicht der Menschen, den Rettungswagen zu rufen, aber ihnen war es einfach egal, die haben sich nicht um das Leben geschert, das auf dem Spiel stand, es war ihnen egal, ob die Person sterben würde oder nicht.

Edosa, 22, Nigeria, seit zwei Jahren in Manching/Ingolstadt:
Die Bedingungen für die Kinder im Lager sind auch sehr sehr schlecht. Wenn die Kinder keine gute Gesundheitsversorgung haben, wird das in ihrer Zukunft ein großes Problem sein.

Ankerzentren machen krank (Deutsches Ärzteblatt, 17.01.2020)