Innenministerium will ANKER-Zentrum Bamberg verlängern

Innenminister Herrmann will ANKER-Zentrum Bamberg über 2025 hinaus betreiben / Flüchtlingsrat: Stadt Bamberg muss sich widersetzen und dezentrale Unterbringung fordern

In den letzten Tagen wurde öffentlich, dass das bayerische Innenministerium das ANKER-Zentrum in Bamberg über 2025 hinaus erhalten und weiter betreiben will. Der Fränkische Tag berichtete über ein Gespräch zwischen Bamberger Stadträtinnen und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, das Ende Januar 2021 stattgefunden hat. Während die Stadträtinnen die umgehende Herauslösung einzelner Gebäude aus dem ANKER-Zentrum forderten, ließ Herrmann verlauten, dass 2025 kein Ende des ANKER-Zentrums Oberfranken in Sicht sei. Es scheint, als sei kein anderer Standort für eine vergleichbares Großlager in Oberfranken zu finden.

Das Entsetzen in Bamberg ist groß, hatten doch Herrmann, die damalige Ministerin Emilia Müller und Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke im Jahr 2015 das unwiderrufliche Auslaufen der Einrichtung Ende 2025 vertraglich festgehalten.

Für den Bayerischen Flüchtlingsrat ist die Verlängerung des Bamberger ANKER-Zentrum nicht hinnehmbar. Solche großen Sammellager für Geflüchtete sind rechtsfreie Räume, machen Gesunde krank und Kranke kränker, sind Orte struktureller und persönlicher Gewalt, an denen die Sicherheit der Bewohner*innen nicht gewährleistet werden kann und leisten Vorurteilen gegen Geflüchtete Vorschub. Zusätzlich sind sie hochgefährliche Infektionsherde: Wie mehrfach in Bamberg erlebt, ist es nur schwer möglich, das Coronavirus unter Kontrolle zu bekommen, wenn es im Lager angekommen ist. Wo viele Menschen auf engstem Raum zusammenleben müssen, können keine Hygienemaßnahmen eingehalten werden, breitet sich das Coronavirus massiv aus. Dies zieht langwierige Ketten- und Kollektivquarantänemaßnahmen nach sich.

Unsere Erfahrung zeigt, dass es nichts Stabileres als Provisorien gibt. Die Stadt Bamberg muss deshalb unmissverständlich auf die Einhaltung des Vertrags mit der bayerischen Staatsregierung bestehen“, fordert Thomas Bollwein vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Gerade das hiesige Sammellager hat eindringlich gezeigt, was es mit Geflüchteten anrichtet, die dort längere Zeit untergebracht sind. Die Stadt muss auf die Schließung dieses Lagers drängen und sich für eine dezentrale Unterbringung einsetzen. Das wäre ein großer Fortschritt für die betroffenen Geflüchteten und die einzige Chance, das Gelände als städtisches Entwicklungsgebiet nutzen zu können!