Bamberg: Mit Sicherheit KEIN gutes Gefühl

Handyvideo zeigt, wie ein Sicherheitsdienstmitarbeiter des ANKER-Zentrums Bamberg einen Bewohner gegen den Kopf tritt | Bayerischer Flüchtlingsrat erstattet Anzeige und fordert Abschaffung der Missstände

Dem Bayerischen Flüchtlingsrat wurde ein Handyvideo zugespielt, das körperliche Gewalt eines Mitarbeiters des Sicherheitsdiensts im ANKER-Zentrum Bamberg dokumentiert. Es zeigt eine Situation vor der Kantine des ANKER-Zentrums, wohin sich ein Einsatz des Sicherheitsdiensts verlagert hat. Vorangegangen war, dass ein Bewohner des ANKER-Zentrums Bamberg im Februar 2019 seine Mahlzeit in der Kantine am Boden sitzend einnehmen wollte – nicht als Provokation, sondern entsprechend seiner kulturellen Gewohnheiten.

Für die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes war dieses individuelle Bedürfnis Grund genug um brutal einzugreifen. Sie verbrachten den Mann unter Zwang aus der Kantine. Das Video zeigt, wie mehrere Sicherheitsmänner vor der Kantine den Mann am Boden festhalten. Einer der Wachmänner scheint kurz mit dem Bewohner zu sprechen, dann wendet er sich ab. Unvermittelt tritt er wenige Sekunden danach jedoch mit dem Knie Richtung Kopf des am Boden liegenden Bewohners (Videolink: https://www.fluechtlingsrat-bayern.de/?p=2429).

In der Vergangenheit gab es mehrmals Gewaltvorwürfe gegen Mitarbeiter von Fair Guards Security, der Sicherheitsdienstfirma im ANKER-Zentrum Bamberg. Dabei beklagten die Bewohner*innen immer wieder rassistisch motivierte Übergriffe und repressive Schikanen. Trotz dieser bekannten Missstände verlängerte die Regierung von Oberfranken die Zusammenarbeit mit Fair Guards Security. Der BR berichtete darüber.

Der Bayerische Flüchtlingsrat hat das Handyvideo der Staatsanwaltschaft Bamberg übergeben und Anzeige erstattet, denn diesen Übergriffen muss endlich Einhalt geboten werden. Zudem fordert er die bayerische Staatsregierung auf, die ANKER-Zentren abzuschaffen und Flüchtlinge dezentral unterzubringen. Dann ist auch der massenhafte und sündhaft teure Einsatz von zwielichtigen Sicherheitsdiensten nicht mehr notwendig.

„Die Bilder zeigen deutlich, dass Fair Guards Security von einer professionellen, interkulturell geschulten und deeskalierenden Arbeit meilenweit entfernt ist. Diese Firma ist für den Einsatz in einem Flüchtlingslager nicht geeignet, das Verhalten ihrer Mitarbeiter zeugt von Machtmissbrauch und menschenverachtender Repression“, kritisiert Katharina Grote vom Bayerischen Flüchtlingsrat. „Die bayerische Staatsregierung ist für die Gewalt, die Geflüchtete hier erleben müssen, mit verantwortlich. Wer große Lager schafft, schafft Konflikte. Innenminister Joachim Herrmann forciert seit Jahren den Einsatz von Sicherheitsdiensten, um Konflikte zu entschärfen, die aus der Unterbringung in großen Lagern entstehen. Doch auch hier zeigt sich, dass Sicherheitsdienste keine Probleme lösen, sondern sogar verursachen. Diese Konflikte lassen sich nur mit der Schließung der Lager lösen, nicht jedoch mit gewaltvoller Unterdrückung und Entrechtung!“