Abschiebung in Krieg, Verfolgung, Suizid?

Bayerisches Innenministerium kennt bei Abschiebung nach Kabul keine Schmerzgrenze

Auch für den für heute angesetzten Flug wird Bayern wieder dafür sorgen, dass wenigstens ein paar Afghanen im Flugzeug sitzen. Nach Schätzungen des Bayerischen Flüchtlingsrats wird Bayerns Innenminister Herrmann 20 oder mehr Afghanen zur Abschiebung bringen wollen.

Die Abschiebung von Straftätern dient den bayerischen Behörden dabei als Alibi, um unbescholtene Afghanen abzuschieben.

Wird die Passion zum Verhängnis?

Mobin M. nahm im vergangenen Sommer an einem örtlichen Passionsspiel teil, stand als Römer neben dem leidenden Christus. Fotos gelangten über Facebook an Freunde und Verwandte in Afghanistan. Er erhielt massive Drohungen, wurde wenig später für drei Wochen in die Psychiatrie eingeliefert. Einigermaßen stabilisiert bekam er dann im Oktober seinen Ablehnungsbescheid sowie die Abschiebeandrohung und flüchtete in Panik nach Frankreich. Von dort wurde er vor zehn Tagen zurückgeschickt und sofort in Abschiebehaft genommen.

Wenn bekannt wird, dass er wieder in Afghanistan ist, droht ihm der Tod, weil er sich durch die Teilnahme an den Passionsspielen für die Afghanen als Christenfreund gezeigt hat. In Deutschland jedoch könnte der junge Mann seine durch die Flucht nach Frankreich unterbrochene Pflegeausbildung weiterführen. SeinePflegefachschule würde ihn sofort wiederaufnehmen.

Suizidgefährdet? Kein Problem für das Bayerische Innenministerium

Ein weiterer junger Afghane ist laut seiner Therapeutin schwerst traumatisiert und hochgradig suizidgefährdet. In einem persönlichen Appell hat sich die Therapeutin an Innenminister Herrmann gewandt. Vermutlich wird es eine höfliche Antwort geben, mit der die unbedingte Notwendigkeit der Abschiebung des jungen Mannes, der eine Jugendstrafe verbüßt, formal begründet wird.

Wir vermissen beim Bayerischen Innenministerium jeden Funken Mitmenschlichkeit und Augenmaß. Nachdem das Anti-Folter-Komitee des Europarats auch die bayerische Abschiebehaft Eichstätt scharf kritisiert hat, würden wir uns etwas Zurückhaltung und eine Überprüfung der Zustände erwarten. Stattdessen nimmt das Bayerische Innenministerium sehenden Auges in Kauf, dass Abgeschobene sich in Kabul das Leben nehmen“, kritisiert Stephan Dünnwald, Sprecher des Bayerischen Flüchtlingsrats.