Wer mit den Taliban verhandelt, erkennt sie auch an
Der Bayerische Flüchtlingsrat verurteilt die von Bundesinnenminister Dobrindt initiierten Gespräche zwischen deutschen Regierungsvertretern und Talibanführung
Nach Medienberichten führten kürzlich Vertreter des Innenministeriums mit hochrangigen Taliban in Kabul Verhandlungen über Abschiebemodalitäten. Bereits vor einigen Wochen wurden zwei Talibanvertreter offenbar als konsularische Ansprechpartner in Deutschland zugelassen. Diese Vorgänge bedeuten eine schleichende Anerkennung des Terrorregimes der Taliban. Über die Inhalte der Gespräche ist wenig bekannt. Wesentlicher Punkt dürfte aber gewesen sein, ob die in der Regel von der Bundespolizei begleiteten Abschiebeflüge direkt in Kabul landen dürfen. Auch wird darüber gesprochen worden sein, was die Taliban als Gegenleistung für das Zulassen von Abschiebeflügen aus Deutschland bekommen werden. Allein die internationale Anerkennung des Talibanregimes durch die Verhandlungen ist schon ein hoher Preis, den die Bundesregierung ohne Not zahlen will.
Arif Abdullah Haidary, Mitarbeiter des Bayerischen Flüchtlingsrats, erklärt: „Die Bundesregierung verhandelt mit Mördern, Unterdrückern und Feinden der Menschenrechte. Die Taliban sind keine Regierung, sie sind ein Terrorregime. Wer sich mit ihnen an einen Tisch setzt, tritt die Opfer ihrer Gewaltherrschaft mit Füßen – und sendet ein Signal der Schande in die Welt.“
Die Entscheidung, Vertreter der Taliban in Deutschland diplomatisch agieren zu lassen, hat zu scharfen Reaktionen geführt. Am 29. September 2025 trat das gesamte Personal des afghanischen Generalkonsulats in Bonn geschlossen zurück – ein Akt des Protests gegen die stillschweigende Anerkennung eines Regimes, das Frauen entrechtet, Oppositionelle verfolgt und willkürliche Hinrichtungen zu seinem Machtinstrument gemacht hat.
Haidary betont: „Die Bundesregierung verrät mit diesem Kurs nicht nur afghanische Geflüchtete, sondern auch die eigenen Werte. Deutschland muss auf der Seite der Opfer stehen, nicht auf der Seite der Täter.“
Der Bayerische Flüchtlingsrat fordert deshalb:
- Den sofortigen Abbruch aller Gespräche mit Talibanvertretern.
- Eine klare politische Absage an jede Form diplomatischer Anerkennung des Taliban-Regimes.
- Einen verbindlichen Stopp aller Abschiebungen in Länder unter Terror- oder Bürgerkriegsherrschaft.
- Die transparente Offenlegung aller bisherigen Kontakte deutscher Behörden zu Talibanfunktionären.