Sara A. wurde abgeschoben

Sara wurde im Januar 1999 in Nürnberg geboren und ist hier aufgewachsen. Ihre Eltern stammen aus Äthiopien. Sara ist seit ihrem fünfzehnten Lebensjahr schwer suchtkrank und konsumiert Heroin. Mit dieser Suchterkrankung gehen eine Vielzahl von typischen Straftaten einher, darunter Kauf und Besitz von Betäubungsmitteln und Diebstahl, aber besonders häufig Hausfriedensbruch, da sie sich oft am Nürnberger Hauptbahnhof aufgehalten hat, für den sie jedoch ein Hausverbot hat.

Die Tatsache der Heroinsucht und der vielen Straftaten hat immer zu hartem Durchgreifen des Staates und der Behörden geführt: Sie wurde zu Gefängnisstrafen verurteilt, ihre Aufenthaltserlaubnis wurde entzogen, eine Therapie wurde ihr verweigert und ein erster Abschiebeversuch unternommen. Doch niemand fragte jemals nach, warum sie im Alter von 15 Jahren begonnen hat, harte Drogen zu konsumieren. In aller Regel gehen solchen Drogenkarrieren traumatische Erlebnisse voraus. So auch bei Sara. Ihre Kindheit und Jugend sind geprägt von Gewalt und körperlichen Strafen, von Grausamkeit und Missbrauch.

Sowohl Saras Anwalt als auch der Bayerische Flüchtlingsrat kommen zu der Einschätzung, dass Sara schwer traumatisiert ist. Um dies jedoch auch im Klageverfahren gegen ihren abgelehnten Asylantrag geltend zu machen, muss eine solche Traumatisierung von einem Facharzt attestiert werden. Ein Psychiater war schnell gefunden, jedoch ist es uns nicht gelungen, ihn für die Begutachtung von Sara in die JVA zu bekommen.

Stattdessen wurde Sara mit einem Sammelabschiebeflug nach Äthiopien abgeschoben.

Sara wurde Zeit ihres Lebens geschlagen und misshandelt, gequält und missbraucht. Als Jugendliche hat sie begonnen, sich mit harten Drogen zu betäuben, um die traumatischen Erlebnisse nicht mehr miterleben zu müssen, und hat offen rebelliert. Doch statt ihr zu helfen, haben die Behörden sie mit aller Härte des Rechtsstaates niedergeschlagen und jetzt in das Land ihrer Eltern abgeschoben. Es tut uns aufrichtig leid, Sara, was Dir geschehen ist!

Medienberichte:
In Nürnberg geboren: Sara A. wurde nach Äthiopien abgeschoben (Nürnberger Nachrichten, 24.03.2021)
Sammelabschiebung nach Äthiopien: Flüchtlingsrat fordert Stopp (Bayerischer Rundfunk, 23.03.2021)
Flüchtlingsrat kritisiert Bayern für geplante Sammelabschiebung nach Äthiopien (Focus, 23.03.2021)
Bayern schiebt Traumatisierte in Perspektivlosigkeit ab (Bayerischer Flüchtlingsrat, 23.03.2021)
In Nürnberg geboren: Sara A. soll jetzt abgeschoben werden (Nürnberger Nachrichten, 19.03.2021)
Ein übersehenes Drama in Nürnberg (Süddeutsche Zeitung, 17.03.2021)
In Nürnberg geboren: Abschiebung von Sara A. steht unmittelbar bevor (Nürnberger Nachrichten, 19.03.2021)
Schwer traumatisierte Nürnbergerin steht unmittelbar vor der Abschiebung (Bayerischer Flüchtlingsrat, 16.03.2021)
Kommentar: Abschiebung der 22-Jährigen ist nicht richtig (Nürnberger Nachrichten, 29.01.2021)
22-Jährige ist in Nürnberg geboren – jetzt droht ihr die Abschiebung (Nürnberger Nachrichten, 29.01.2021)
Flüchtlingsrat empört: Nürnbergerin soll abgeschoben werden (Bayerischer Rundfunk, 29.01.2021)
Abschiebung statt Therapie (Bayerischer Flüchtlingsrat, 28.01.2021)